„Jugend musiziert 2024“ – Auftakt zum Landeswettbewerb am 8. März 2024

Vorwort Alexander Wüerst

Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln und Landesobmann der rheinischen Sparkassen

Nachhaltige und wirtschaftliche Belange in Einklang bringen

Die Bilder aus den Hochwasserregionen im Saarland und im Süden Deutschlands stimmen betroffen. Sie haben gerade auch bei uns im Rheinland bei vielen Menschen unschöne Erinnerungen geweckt. Schließlich ist es gerade erst drei Jahre her, dass auch viele Orte in unserer Region überflutet wurden. Entwicklungen wie diese zeigen, dass die Auswirkungen des Klimawandels allgegenwärtig sind und alle betreffen.

Vor diesem Hintergrund ist die nachhaltige Transformation von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Es liegt auch in unserer Verantwortung als Sparkassen, im Sinne des Klimaschutzes nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern. Unsere Maxime, zum Erhalt einer lebenswerten Region beizutragen, ist aktueller denn je. So ist es auch ein wichtiges Signal, dass nachhaltiges Handeln als Teil des öffentlichen Auftrags in das Sparkassengesetz NRW aufgenommen werden soll.

Als Partner des Mittelstands verfügen wir über verschiedene Hebel, die wir in diesem Zusammenhang betätigen können. Erstens können wir durch gezielte Kreditvergabe und Investitionen in nachhaltige Projekte einen erheblichen Beitrag leisten. Dazu gehören erneuerbare Energien, Energieeffizienzmaßnahmen und umweltfreundliche Technologien.

Zweitens unterstützen wir unsere Kundschaft dabei, ihre eigenen Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten, indem wir ihnen maßgeschneiderte Finanzprodukte und Beratungsdienstleistungen anbieten. Die Gründung der ProEco Rheinland ist, wie an anderer Stelle in diesem Jahresbericht zu lesen, ein aktuelles Beispiel.

Drittens verpflichten wir uns selbst zu hohen Umweltstandards und einer stetigen Reduktion unseres eigenen CO2-Fußabdrucks.

Für das Gelingen der nachhaltigen Transformation ist allerdings auch entscheidend, die Dynamik nicht durch Regulierung zu behindern. Die im Moment über uns rollende Regulierungs- und Datenerhebungswelle – insbesondere die Berichtsanforderungen in puncto Nachhaltigkeit – bindet ganz erhebliche Kapazitäten. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich mit großer Euphorie des Themas ESG angenommen haben, sind zunehmend frustriert, weil sie das Gefühl haben, eigentlich nur noch „Bürokratie zu bedienen“.

Ganz besonders besorgen mich auch die Belastungen der Unternehmen. Insbesondere der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, kann die Menge der geforderten Daten und andere bürokratische Anforderungen kaum bewältigen. Das könnte letztlich dazu führen, dass Kreditspielräume eingeengt werden. Banken und Sparkassen dienen insofern als verlängerte Werkbank der Politik, welche aufsichtsrechtliche Kreditstandards erwartet, die von kleineren Unternehmen oftmals nicht erfüllt werden können. Das birgt die Gefahr, dass schöpferische und innovative Kraft eingeschränkt wird oder sogar gänzlich erlahmt.

Für Großunternehmen entstehen hier echte Wettbewerbsvorteile, da sie sich reine ESG-Abteilungen leisten können und über größere personelle als auch finanzielle Kapazitäten verfügen.

Nachhaltige Transformation ist kein Sprint

Dass die nachhaltige Transformation kein Sprint, sondern ein stetiger Entwicklungspfad ist, belegen auch Erkenntnisse aus unserer Nachhaltigkeitsberatung. Bei der Kreissparkasse Köln befragen wir im Rahmen des Finanzkonzepts Unternehmen aus dem klassischen Mittelstand strukturiert zu Aspekten der Nachhaltigkeit.

Wir erleben dabei sehr heterogene und unternehmensindividuelle Standpunkte und Ausgangssituationen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Thema ESG aktuell noch nicht in Gänze erfasst wird – der Fokus liegt hier stark auf dem „E“. Dabei wird sehr wohl wahrgenommen, dass die nachhaltige Ausrichtung der eigenen Geschäftsstrategie entsprechend der ESG-Kriterien notwendig und sinnvoll ist. Allerdings wird der hierzu erforderliche bürokratische Aufwand als großer Hemmschuh empfunden. Umfang und Detaillierungsgrad der geforderten Nachhaltigkeitsberichterstattung werden als wenig zielführend und aussagekräftig erachtet.

In Zeiten, da der Arbeitskräftemangel bereits die eigentliche Geschäftstätigkeit erschwert, wird die Erfüllung der Berichtspflichten als zusätzlicher Aufwand in anspruchsvollen Zeiten gesehen, so dass die Umsetzung in vielen Fällen kaum ohne externe Unterstützung realisiert werden kann. Kleinere Unternehmen hinterfragen die Proportionalität und die Verhältnismäßigkeit regulatorischer Anforderungen.

Hier bleibt auch die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu optimieren und für Transparenz und Planungssicherheit in einem sehr dynamischen Umfeld zu sorgen. Es wäre der Sache dienlich, wenn regulatorische Anforderungen einfacher und aufeinander abgestimmt gestaltet würden. Insbesondere darf der zusätzliche organisatorische und auch technische Zeitbedarf für die Umsetzung in den Unternehmen nicht unterschätzt werden.

Gerade für kleinere Unternehmen sollten Regulatorik und Bürokratie reduziert werden, damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Unglücklich ist es, wenn ein und derselbe Datenpunkt im Zuge verschiedener gesetzlicher Vorgaben mehrfach gemeldet werden muss. Und schließlich sollten Investitionen in eine nachhaltige Unternehmensausrichtung gezielt und verlässlich gefördert werden.

Die nachhaltige Transformation erfordert gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Finanzsektor. Die Sparkassen sind dabei nah an den Firmenkundinnen und ‑kunden und haben ein gutes Gespür dafür, was es benötigt, um nachhaltige und wirtschaftliche Belange in Einklang zu bringen. Das sollten wir als Sparkassen gegenüber den Entscheidungsträgern auch transportieren. Es gilt sicherzustellen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen die Unternehmen in ihren Bemühungen unterstützen und nicht durch unnötige Bürokratie ausbremsen. Nur so können wir den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft erfolgreich gestalten und die Herausforderungen des Klimawandels meistern.

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